Am letzten Wochenende (06.10.2007) hatte ich Gelegenheit, ein Seminar mit Choi Jung Hwa (dem Sohn von Choi Hong Hi), zu erleben. Die knapp 100 Teilnehmer kamen aus Holland, Belgien, Deutschland, Irland, Ungarn, Norwegen, Kanada. Das Seminar war gut organisiert und lief ähnlich wie die früheren seines Vaters. Das war dementsprechend sehr anstrengend (viele Unterbrechungen des praktischen Trainings durch Erläuterungen).
Choi Jung Hwa konnte, ähnlich wie vorletztes Jahr in Deutschland, durch einleuchtende Erklärungen und gekonnte Vorführung z.B. der Fußtritte überzeugen. Er verfügt über die gleiche Schnelligkeit und Wendigkeit wie ich sie in meiner Anfangszeit des Taekwon-Do bei anderen Koreanern gesehen hatte.
Das Interessanteste aber war die Praxis der Wellenbewegung und die Hinweise seinerseits auf „typisch deutsche“ Ausführungsweisen. Zu meiner Freude haben die meisten der hierzulande stark übertriebenen Ausführungsweisen der Taekwon-Do- Techniken bei Choi Jung Hwa keinen Bestand mehr. Es kommt einem fast so vor, als wenn vieles einfach wieder abgeschwächt oder ganz zurückgenommen wurde.
Das hat in etwa die Qualität, als wenn in Deutschland wieder die D-Mark eingeführt würde:
Die Beckendrehung wird schnell und kraftvoll ausgeführt.
Auch bei full-facing Techniken gibt es den Beckeneinsatz (Chookyo-.Makgi wird seitlich ausgeholt bei vollem Beckeneinsatz).
In den Tuls wird das Becken bewusst lange zurückgehalten, um es dann voll gleichzeitig mit der Handtechnik in die Aktion einzubringen.
Beim Einüben werden unter Umständen die Bewegungen bewusst übertrieben, damit sie sich dann später auf das richtige Maß einpendeln (eine bekannte methodische Maßnahme, die auf dem Seminar vorgestellt wurde). Möglicherweise wurden diese Übertreibungen bei manchen dann zum Maßstab.
Die Atmung muss nicht künstlich gespielt werden.
An bestimmten Stellen der Tuls sind Kampfschreie vorgesehen (nicht verpflichtend)
Die Wellenbewegung hat einen ganz kurzen Auftakt, um die Bewegung vorzubereiten und zu beschleunigen (dies soll keine ausladende Entspannungsbewegung sein, sondern gleicht eher einer ganz kurzen Entspannung mit anschließender starker Beschleunigung, ein „dip“).
Die Techniken (Hand und Fuß) sollen vergleichbar einem Geschoss herauskatapultiert werden (wobei der Körper die Vorwärtsbewegung stark unterstützt und vorübergehend sogar die Balance aufgegeben werden kann)
Choi hat nach wie vor betont, dass er sich über jeden freut, der Taekwon-Do macht (egal wo). Er hofft aber, dass das ursprüngliche Taekwon-Do seines Vaters so praktiziert wird, wie von ihm gelehrt. Das Taekwon-Do ist eine Kampfkunst und damit anderen Kampfkünsten ähnlich. Es unterscheidet sich also vor allem von den anderen durch die Tuls. Deswegen sieht er in der korrekten und sorgfältigen Ausübung der Tuls ein großes persönliches Anliegen.