Erfahrungsbericht eines Betroffenen am Beispiel einer Hüftkappenprothese
Arthrose in den Gelenken kann jeden betreffen. Ist sie einmal in Gang gekommen, verläuft sie in Schüben bzw. Phasen und führt mittel- bis langfristig zur Zerstörung des Gelenkknorpels. Sichtbar wird dies auf dem Röntgenbild durch einen immer enger werdenden Gelenkspalt bis schließlich an einzelnen Stellen bzw. Partien der Kopf des Oberschenkelknochens den Knochen der Hüftpfanne berührt.
Im Verlauf des Arthroseprozesses entstehen klassische Symptome wie unterschwelliger Gelenkschmerz bzw. ausstrahlender Schmerz bis zum Knie sowie Anlaufschwierigkeiten (1.Grad), heftiger und kurzer stechender Schmerz verbunden mit stäker werdender Bewegungseinschränkung und Schonhaltungen. Anfangs treten die Beschwerden bei Belastung auf und später auch in Ruhe. Schließlich (4.Grad) wird der Gelenkknochen und/oder die Gelenkpfanne selbst in Mitleidenschaft gezogen z.B. durch Zystenbildung bis hin zum Absterben von Gewebe (Nekrose).
Sportler spüren die Bewegungseinschränkungen und fehlende Belastbarkeit relativ früh. Der Verschleißprozess lässt sich durch gezielte Gymnastik, verschiedene Mittel und Medikamente sowie Umstellung des Lebenswandels (z.B. Übergewicht abbauen, Extrembelastungen vermeiden, dosierte gleichmäßige Bewegung) positiv beeinflussen und verlangsamen.
Am Ende stellt sich unweigerlich irgendwann die Frage einer Operation (i.d.R. eine TEP – Total-Endo-Prothese) mit Gelenkersatz.
Wegen der begrenzten Haltbarkeit einer Hüft-TEP (10 – 15 Jahre und bis zu 20 Jahre) will der Zeitpunkt einer OP und die Art des Gelenkeersatzes gut überlegt sein. Konventionelle Behandlungsmethoden sind zunächst anzuwenden und vor einer OP sollte man sich mehrere Meinungen sowie verfügbare Informationen (z.B. aus dem Internet) einholen.
Grob lassen sich die Hüft-TEP-Operationen folgendermaßen einteilen:
Konventionelle TEP (verschiedene Typen ca. 20 cm lang)
Kurzschaft TEP (relativ neu, ca. 10 cm lang)
Kappenprothese (z.B. Mc Minn, Oberschenkelkopf wird „überkront“ und bleibt erhalten)
Zementiert
Teilzementiert
Unzementiert, zementfrei (Prothese verwächst mit dem Knochen)
Konventionelle Zugänge (großer Schnitt für offenes OP-Feld)
Minmal-invasiver Zugang (kleiner Schnitt ca. 10 cm, Muskel-Gewebe wird nicht durchtrennt)
In allen genannten Bereichen gibt es jeweils noch verschiedene Methoden und Arten mit jeweils bestimmten Vor- und Nachteilen bzw. speiellen und allgemeinen Risiken. Hier muss man zusammen mit dem Arzt eine Entscheidung treffen und einen erfahrenen Operateur in einer entsprechenden Klinik finden.
Da über konventionelle Hüft-TEP viel bekannt ist und häufig berichtet wird, möchte ich über die von mir gewählte Methode aus eigener Erfahrung schreiben (sogenannte Kappenprothese nach Mc Minn entwickelt in den USA für Menschen, die mit Hüft-TEP weiter sportlich aktiv bleiben wollten). In Deutschland wird die Methode seit ca. 20 Jahren angewendet.
Ein bekannter Taekwon-Do und Kick-Box-Sportler der 70ger und 80ger Jahre erhielt die Mc Min Kappenprothese am Ende der 90ger Jahre. Von ihm wurde ich 2012 auf die Methode aufmerksam gemacht (ebenso von zwei Dortmunder Taekwon-Do Sportlern, die als ca. 60-Jährige Anfang der 2010er Jahre eine Kappenprothese erhielten) und alle bei den gleichen Operateuren (Frau Dr. Heller zZt. am St. Josef in Salzkotten).
Ein weiterer Bekannter von mir, ein Judoka ebenfalls um die 60 Jahre, berichtete mir von seiner OP nach der Mc Minn Methode bei einem anderen Operateur (Dr. Hess in Erwitte) und empfahl sie mir ebenfalls.
Ich kenne aber auch etliche andere Kampfsportler, die konventionelle Hüft-TEP bei verschiedenen Operateuren erhielten und diesen Schritt nicht bereut bzw. weiter Sport getrieben haben.
Generell gilt die Hüft-TEP in Deutschland mit jährlich über 200.000 Eingriffen an hunderten von Krankenhäusern als eine der erfolgreichsten und effektivsten Operationen. Die Zahl der Hüft-TEP-OP pro Jahr in einer Klinik bzw. eines Operateurs lassen auf seine Routine und Erfahrung schließen (es gibt Kliniken mit unter 100 und bis zu über 1000 Hüft-OPs pro Jahr, wobei 250 – 350 ein guter Durchschnitt sind).
So kann ich also keine direkte Empfehlung abgegeben; jede Methode hat Vor- und Nachteile bzw. unterschiedliche Voraussetzungen und Risiken.
Für mich waren bestimmte Überlegungen auschlaggebend für die Wahl der Oberflächen- bzw. Kappenprothese nach Mc Minn, die in der nächsten Folge dargelegt werden, verbunden mit einer Beschreibung der Abläufe von ersten Arztbesuchen bis zur Nachkontrolle im Anschluss an die Operation und Anschluss-Heilbehandlung.
Wilfried Peters 11/2015